Foul Play gegen Solidarność.
Europäische Amnesie I, obiges Foto: Im Rahmen der Sicherheitsinstruktionen vor dem Spiel der polnischen Nationalmannschaft in St. Etienne gegen die Schweiz wurde dieses Blatt, das alle den Stadien verbotenen Symbole aufführt, an die Ordnungsdienste ausgegeben. Aufgeführt ist dort allerdings auch das legendäre Logo der Solidarność – in einer Reihe mit rechtsextremistischen Symbolen. (Dank an Thomas Urban, den früheren Polen-Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung, für den Hinweis auf diesen Skandal.) Welche tumben Franzosen sind da wohl übers Ziel hinausgeschossen und haben ein Eigentor gelandet? Pro-Kommunistische Sympathien kann man nämlich gewiss ausschließen – es ist wohl eher diese um sich greifende Huschigkeit, die gerechtfertigten Widerstand nicht von antidemokratischer Militanz zu unterscheiden weiß und deren historischer Referenzrahmen defekt ist (falls er jemals existiert hat). Internet statt Lexikon – und im virtuellen Raum dann noch nicht einmal Wikipedia konsultiert. Schwaches Spiel!
Europäische Amnesie II, Deutscher Bundestag: Bevor die Episode des EM-Bildes Teil jener endlosen Groß-Erzählung wird, die Polen immer und ewig als unverstanden darstellt, die Erinnerung an einen anderen Skandal, geschehen vor zwei Wochen in Berlin. Aus Anlass des 25. Jahrestages des polnisch-deutschen Nachbarschaftsvertrages war im Deutschen Bundestag unter dem Titel „Geschichten eines Dialogs“ eine Ausstellung zu sehen. In der Tat allerlei Geschichten, Fotos, Erinnerungen. Wer jedoch dabei nicht erwähnt wurde, obwohl doch ungeheuer prägend für das deutsch-polnische Verhältnis vor und nach ´89, war ausgerechnet Lech Wałęsa. Zufall? Wohl eher regierungsamtliche Absicht, denn die Ausstellung war nicht etwa in Berlin, sondern im offiziellen Warschau konzipiert worden, und glaubt man Robert Kostro, Direktor des Museums für die Geschichte Polens, dann fehlt Wałęsa zu Recht, hätte er doch „keine bedeutende Rolle in diesen Beziehungen“ gespielt. Da möchte man, im Namen der eigenen Erinnerung und so vieler, vor allem Ostdeutscher, denen oftmals bereits Wałęsas Name Kraft gegeben hatte zum Widerstehen, doch zornrot werden und diesem Regierungshistoriker die entsprechende Karte zeigen.
Obwohl das Bild eigentlich nicht stimmig ist und die falsche Logik übernimmt: Geschichtliche Erinnerung und Reflexion ist eben kein Spielfeld. Oder sollte es zumindest nicht sein, temporär siegreichen Mannschaften unterworfen. (Dank an den Wrocławer Historiker und Deutschland-Experten Krzysztof Ruchniewicz, der in seinem Blog die Geschichte dieser vergesslichen Ausstellung in die Öffentlichkeit gebracht hat.)
Auch wer aus gutem Grund eher skeptisch ist gegenüber aufgeregten Resolutions-Intellektuellen und unentwegten Skandal-Anprangerern, müsste vielleicht die Zeichen der Zeit erkennen und klugen Warnern Gehör schenken: In der Tat wurde niemals seit dem Ende des Kalten Krieges auf unserem Kontinent derart schamlos gelogen und gefälscht, die Geschichte zur Sklavin der Tagespolitik gemacht: Von Putins Behauptung eines „faschistischen Putsches in Kiew“, Marine Le Pens Selbstdarstellung als neue Jeanne d´Arc über den AfD mit seiner rechtslinken Hetze gegen die „Amerikanisierung bundesdeutschen Bewusstseins“ – bis eben zur Ignoranz oder zum Hass auf jenen unbotmäßigen Solidarność-Aktivisten, ohne den 1989 so nicht denkbar gewesen wäre. Zeit, den Manipulatoren nicht weiterhin alles schulterzuckend durchgehen zu lassen.
Europäische Amnesie II, Deutscher Bundestag: Bevor die Episode des EM-Bildes Teil jener endlosen Groß-Erzählung wird, die Polen immer und ewig als unverstanden darstellt, die Erinnerung an einen anderen Skandal, geschehen vor zwei Wochen in Berlin. Aus Anlass des 25. Jahrestages des polnisch-deutschen Nachbarschaftsvertrages war im Deutschen Bundestag unter dem Titel „Geschichten eines Dialogs“ eine Ausstellung zu sehen. In der Tat allerlei Geschichten, Fotos, Erinnerungen. Wer jedoch dabei nicht erwähnt wurde, obwohl doch ungeheuer prägend für das deutsch-polnische Verhältnis vor und nach ´89, war ausgerechnet Lech Wałęsa. Zufall? Wohl eher regierungsamtliche Absicht, denn die Ausstellung war nicht etwa in Berlin, sondern im offiziellen Warschau konzipiert worden, und glaubt man Robert Kostro, Direktor des Museums für die Geschichte Polens, dann fehlt Wałęsa zu Recht, hätte er doch „keine bedeutende Rolle in diesen Beziehungen“ gespielt. Da möchte man, im Namen der eigenen Erinnerung und so vieler, vor allem Ostdeutscher, denen oftmals bereits Wałęsas Name Kraft gegeben hatte zum Widerstehen, doch zornrot werden und diesem Regierungshistoriker die entsprechende Karte zeigen.
Obwohl das Bild eigentlich nicht stimmig ist und die falsche Logik übernimmt: Geschichtliche Erinnerung und Reflexion ist eben kein Spielfeld. Oder sollte es zumindest nicht sein, temporär siegreichen Mannschaften unterworfen. (Dank an den Wrocławer Historiker und Deutschland-Experten Krzysztof Ruchniewicz, der in seinem Blog die Geschichte dieser vergesslichen Ausstellung in die Öffentlichkeit gebracht hat.)
Auch wer aus gutem Grund eher skeptisch ist gegenüber aufgeregten Resolutions-Intellektuellen und unentwegten Skandal-Anprangerern, müsste vielleicht die Zeichen der Zeit erkennen und klugen Warnern Gehör schenken: In der Tat wurde niemals seit dem Ende des Kalten Krieges auf unserem Kontinent derart schamlos gelogen und gefälscht, die Geschichte zur Sklavin der Tagespolitik gemacht: Von Putins Behauptung eines „faschistischen Putsches in Kiew“, Marine Le Pens Selbstdarstellung als neue Jeanne d´Arc über den AfD mit seiner rechtslinken Hetze gegen die „Amerikanisierung bundesdeutschen Bewusstseins“ – bis eben zur Ignoranz oder zum Hass auf jenen unbotmäßigen Solidarność-Aktivisten, ohne den 1989 so nicht denkbar gewesen wäre. Zeit, den Manipulatoren nicht weiterhin alles schulterzuckend durchgehen zu lassen.